Prag
Thema: Architektur
Bauwerke der Gotik, Veitsdom

Die Geschichte des Veitsdomes auf dem Prager Burgberg - der zu den schönsten, vor allem aber frühesten gotischen Kathedralen Europas gezählt wird, geht auf das 10. Jahrhundert zurück. Um 925 legte der böhmische König Wenzel den Grundstein zu einer Rotunde, die dem Heiligen Vitus gewidmet war. König Wenzel wurde wenige Jahre später von seinem Bruder Boleslav in einem Hinterhalt erschlagen. Boleslav bestattete den Leichnam seines Bruders außerhalb der Stadtmauern. Doch König Wenzels Grab sollen so viele Wunder geschehen sei - so die Legende -, daß der nun regierende König Boleslav das Grab seines Bruders in die St.-Vitus-Rotunde verlegen mußte.
Im 11. Jahrhundert wurde die Rotunde zu einer romanischen Kirche erweitert. Die Arbeiten zum jetzt existierenden gotischen Dom begannen 1344 utner der Leitung des Franzosen Mathias d'Arras. Nach dessen Tod im Jahr 1352 führt der zuvor für die Neuerrichtung der Karlsbrücke verantwortliche, damals erst 22 Jahre alte Peter Parler den Bau weiter. Auf Peter Parler geht insbesondere der gotische "Chor" auf der Ostseite zurück. Erstmals - jedenfalls im deutschsprachigen Bereich - wurde das Kirchenschiff nach oben zum "Himmel" hin geöffnet. Bunte Glasfenster führten zu einem sinnesfrohen Farbenspiel, wie sie der Baustil der Romanik nicht realisieren konnte oder wollte. Peter Parler betonte die Horizontale - die emporstrebenden Säulen sind von einem "Umgang", einer beschreitbaren Galerie, unterbrochen, wie sie in späteren gotischen Kathedralen nicht mehr zu finden ist. Vielleicht war der gotische Bau, der im Gegensatz zur schlichten Romanik nun nicht mehr nur zweckdienlich ein Dach über dem Kopf schuf, sondern Form und Effekt und das Machbare, Mögliche wollte, auch ein Stein des Anstoßes für die damalige Kirchengemeinde. Vielleicht nicht zufällig begann dort, wo erstmals eine Kirche im gotischen Stil errichtet wurde, auch die protestantische, calvinistisch-lutherische Gegenbewegung zum verschwenderisch-sinnlichen Katholischen, die mit dem "Prager Fenstersturz" in den 30-jährigen Krieg führte.

Die Fenster des Chores des Veitsdomes blieben unvollendet. Der Bau des Chores wurde durch die Hussitenkriege unterbrochen und erst um 1900 - nach den Originalplänen Peter Parlers - vollendet. Die Glasfenster sind Werke von Alfons Mucha, des wichtigsten Prager Jugenstil-Künstlers.
Die Krypta des Veitsdomes lohnt einen Besuch. Auf dem Weg über die Treppe hinab sind die Fundamente der romanischen Rotunda zu sehen. In der Krypta befinden sich Sarkophage, in denen sich die sterblichen Überreste Kaiser Karl IV. befinden sowie weiterer Könige und Kaiser der Habsburger. Erhalten ist der Zinnsarg Kaiser Rudolph II . aus der Zeit der Renaissance.

 

   
   
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